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Image: Manu Friedrich

«IPBES-Berichte zur Biodiversität sind ein Meilenstein»

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat erstmals den Zustand der Biodiversität in den Regionen Europa/Zentralasien, Asien-Pazifik, Amerika und Afrika erfasst. Die bis zu 1000-seitigen Zustandsberichte sollen nun an der Konferenz vom 17. – 24. März 2018 in Medellìn (Kolumbien) von den Regierungen abgesegnet werden. Eva Spehn vom Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften ist offizielles Mitglied der Schweizer Delegation.

Eva Spehn im Gespräch mit Marcel Falk

Der Zustand der Biodiversität wurde schon mehrfach wissenschaftlich beschrieben. Was bringen die IPBES-Berichte zusätzlich?

Die IPBES-Assessments der vier Weltregionen sind ein Meilenstein. Zum ersten Mal synthetisiert nicht einfach die Wissenschaft ihre Daten und Literatur, wie etwa im Millenium-Ökosystem-Assessment, sondern die Regierungen nehmen die Befunde ab. Das gibt den IPBES-Berichten ein ganz anderes politisches Gewicht.

Gibt es auch inhaltlich Neues?

Die grundsätzliche Erkenntnis, dass die Biodiversität stark unter Druck ist wegen der intensiven Nutzung des Landes und anderer Ressourcen, ist nicht neu. Und dennoch bringen die IPBES-Berichte sehr viele neue Dimensionen. Die rund 550 ExpertInnen beleuchten die Zusammenhänge zwischen Natur, den so genannten Ökosystemleistungen und dem Wohlergehen des Menschen. Der Mensch steht also im Zentrum. Das gab es in dieser Tiefe und Breite noch nie. Herausgekommen sind aufschlussreiche Szenarien und Handlungsoptionen, etwa zur Frage: Was für Folgen kann man erwarten, wenn die Gesellschaften nur auf die Kräfte des Marktes vertrauen? Oder: Welchen Wert messen die Menschen der Erholung in der Natur bei? Solche Aussagen sind nur möglich, weil viele Ökonomie-, Sozial- und PolitikwissenschafterInnen mitgearbeitet haben.

Was sind die nächsten Schritte?

Ich hoffe und erwarte, dass die Berichte am 23. März in Medellìn von den Regierungen nun tatsächlich abgenommen werden. Im Juni werden wir den Bericht für Europa und Zentralasien den Regierungen, der Wirtschaft und anderen Akteuren der Gesellschaft in Bern vorstellen. Gerade die Szenarien und Handlungsoptionen sollten helfen, dass dem Wissen über den Zustand der Biodiversität zunehmend auch wirksame Taten folgen. 2019 werden die regionalen Assessment schliesslich im globalen Bericht zusammengefasst.

Mich hat die Qualität der vorliegenden IPBES-Berichte überrascht, sie sind sehr umfassend und ein grosser Schritt vorwärts. Dabei mussten die Forschenden neben der wissenschaftlichen Synthese auch sehr viel Aufbauarbeit leisten: der konzeptionelle Rahmen, die Standardisierung von Modellen und Daten, das Aufzeigen von Wissenslücken, der Umgang mit traditionellem Wissen und vieles mehr. Der Rahmen ist nun gesetzt und die grossen Wissenslücken sollen nun mit Forschung, die jetzt durch die Berichte hoffentlich angeregt wird, zunehmend geschlossen werden. Die folgenden Berichte versprechen also noch mehr Substanz und Konkretisierung. Ich hoffe, dass dies anerkannt und die künftige Arbeit des IPBES auch entsprechend finanziert wird.

Das Gespräch führte Marcel Falk.

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Dr. Eva Spehn
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