With its topic-based working groups and inter- and transdisciplinary focus, the platform addresses urgent social challenges, based on sustainable development. It sees itself as a hub for a solution-oriented dialogue between science and society.

Image: Manu Friedrich

Workshop 2: Zukünftiges Wohnen und Arbeiten gemeinschaftlich gestalten

Sustainability Science Dialogue: Nachhaltige Entwicklung von Natur- und Siedlungsräumen im Kanton Bern

Die Digitalisierung bringt weitreichende Möglichkeiten für Telearbeit und Flexibilität in der Arbeitsplatzwahl. Die geographische Nähe zum Arbeitgeber in den Ballungszentren ist oft nicht mehr zwingend nötig, und Berggebiete werden mehr und mehr zum Homeoffice-Arbeitsplatz. Diese Thesen wurden im Workshop kritisch untersucht. Stimmen sie überhaupt? Was sind die Auswirkungen multipler Wohnorte auf lokale Wirtschaftszweige, Bevölkerungsstrukturen und die Mobilität?

SSD, Nachhaltige Entwicklung von Natur- und Siedlungsräumen im Kanton Bern, Workshop 2: Zukünftiges Wohnen und Arbeiten gemeinschaftlich gestalten

Kurzinput: Rahel Meili, Institut Sustainable Business, Berner Fachhochschule
Moderation: Flurina Wäspi, Berner Fachhochschule

Zur Einführung in den Workshop stellte Rahel Meili von der BFH das Ursache-Wirkungs-Diagramm von Heike Mayer, Rahel Meili und Arnault Morisson (2021) vor. Es zeigt auf, was mit einem Ort passiert, wenn Geld von ausserhalb der Region in lokale Kreisläufe fliesst, stellt aber dabei die nachhaltige Entwicklung und regionale Wertschöpfung ins Zentrum. Dabei gilt es die residentielle Ökonomie (also Dienstleistungen rund ums Wohnen wie Einkaufen, Coiffeur, Gastronomie) von der produktiven Industrie zu unterscheiden. Die AutorInnen schlagen somit ein alternatives Modell zur Ausrichtung der Neuen Regionalpolitik (NRP) vor, welche momentan hauptsächlich auf die Förderung der Industrie und des Tourismus in ländlichen Gebieten setzt, weniger auf die residentielle Ökonomie.

Im Anschluss wurde eine Studie von Reto Bürgin der Universität Bern vorgestellt. Er begleitete Leute mit multiplen Wohnorten, sogenannte «Digital Workers». Diese leben die Multilokalität: sie wohnen und arbeiten mal in der Stadt, mal auf dem Land. Dafür braucht es gute Infrastruktur (z.B. schnelles Internet in den Bergen). Zudem stellte er fest, dass diese Menschen in der Peripherie oft das abarbeiten, was sie in der Stadt «aufgesogen» haben. Sie gehen also aufs Land zum Erholen bzw. um konzentriert zu arbeiten und verarbeiten dort die Eindrücke aus der Stadt. Was heisst das für die Entwicklung der Peripherie, ist sie nunmehr das Ablassventil der Stadt? Ist eine wirtschaftliche Entwicklung dieser Region überhaupt gewollt oder soll sie möglichst landschaftlich schön und «unberührt» bzw. «authentisch» sein? Was bedeutet dies für die ländliche Bevölkerung?

Die Befragten in der Studie haben eine soziale Verankerung im Berggebiet, aber arbeiteten in der Stadt. Sie zahlen in der Stadt Steuern und für die produzierende Industrie bringen sie der Peripherie wenig. Positive Auswirkungen gibt es jedoch eher auf die residentielle Ökonomie, weil im Home Office Arbeitende oft lokal einkaufen oder z.B. zum Coiffeur gehen.

In Untergruppen wurden diverse Ursachen für die Multilokalität (Arbeiten und Wohnen sowohl in urbanen wie auch in peripheren Räumen) identifiziert, z.B. die Corona-Pandemie, Dichtestress und Lärm in urbanen Räumen, das Bedürfnis nach Natur und Ruhe oder fehlende Infrastrukturen und Ausbildungsmöglichkeiten auf tertiärer Stufe auf dem Land.

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